Meet the Team – Banking and Finance
Publiziert: 12 Dezember 2024
Publiziert: 12 Dezember 2024 |
Tino Ihr seid alle im Banking and Finance Team. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei euch aus?
Sven Ich treffe meistens um 09.00 Uhr im Büro ein und schaue als Erstes die E-Mails durch, die über Nacht in meinem Posteingang gelandet sind. Schon die Organisation dieser E-Mails von unterschiedlichsten Klientinnen und Klienten kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Alles, was direkt und unkompliziert beantwortet werden kann, wird dann abgearbeitet, bevor ich mich um 10.30 Uhr dem Morgenkaffee widme – ein Kaffee muss sein (lacht). Die Mandatsarbeit, welche ich dann während des Tages und auch am Abend noch erledige, ist sehr divers und so ist kein Tag wie der Andere. Auch geographische Komponenten bestimmen, wie lange ich abends im Büro bin. Kommt eine grössere Transaktion beispielsweise aus den USA, wird durch die Zeitverschiebung auch mein Arbeitstag tendenziell länger, kommt sie aus Asien, kommt der Feierabend vielleicht etwas früher.
Tino Lukas, du bist Trainee im selben Team. Wie lange bist du schon dabei?
Lukas Ich habe per 1. Juli 2024 in dieses Team gewechselt. Zuvor war ich im Bereich Technology & Outsourcing bei Lukas Morscher tätig. Mein Tag startet etwas früher als der von Sven – ich bin eher ein Morgenmensch und gerne bereits ab 08.00 Uhr im Büro. Ich nutze dann die erste Arbeitsstunde, um meine E-Mails zu sortieren und den Stand der einzelnen Transaktionen zu überprüfen – was muss bei welcher Transaktion bis wann erledigt werden.
Tino Darf ich kurz nachfragen: Liest du deine E-Mails auch von zuhause aus auf deinem Mobiltelefon?
Lukas Ja, das mache ich. In unserer Generation wird zwar oft kontrovers darüber diskutiert, ob es in Anbetracht einer gesunden Work-Life-Balance sinnvoll ist, geschäftliche E-Mails in der Freizeit zu lesen. Für mich persönlich ist es aber beruhigend, jederzeit zu wissen, wie der aktuelle Stand bei den verschiedenen Mandaten ist.
Sven Spannend, dass Du das gleich siehst. Ich durfte gewissermassen beides erleben – während meinem Substitutenjahr kam es aufgrund der Corona-Pandemie zu technischen Anpassungen und notgedrungen erhielten auch Trainees einen Mailzugang auf dem Mobiltelefon und Remotezugriff auf dem Notebook. Die gewonnene Flexibilität empfand ich persönlich als eine sehr positive Entwicklung. Die damit verbundene ständige Erreichbarkeit wird ja häufig kritisiert – ich empfand es eher als Erleichterung. Plötzlich musste ich nicht mehr im Büro bleiben um ein mögliches “Signing” abzuwarten oder weil ich sonst etwas Wichtiges verpassen könnte. Ich konnte früher nach Hause gehen, Freunde treffen, Sport machen und ab und zu nachschauen, ob es noch etwas Dringliches zu erledigen gibt.
Tino Mir fällt bei euren Aussagen auf, dass es in eurem Team morgens etwas ruhiger zu sein scheint. Woran liegt das?
Sven Neben der Schweiz sind London und New York wohl die Regionen, aus denen der Grossteil unserer Geschäftsbeziehungen stammen. Die meisten E-Mails kommen also so ab 11.00 Uhr und dann wieder ab 16.00 Uhr, wenn die Amerikaner:innen mit der Arbeit beginnen.
Tino Marcel, du leitest diesen Bereich. Wann startet dein Tag und wie sieht er aus?
Marcel Das hängt von der Mandatslage ab, meistens aber so gegen 08.00 Uhr. Der Bereich Finance ist sehr schnelllebig, entsprechend gibt es eigentlich keinen typischen Arbeitstag. Häufig weiss man morgens noch nicht genau, was tagsüber auf einen zukommt. Entwicklungen gehen plötzlich in eine andere Richtung und Prioritäten verschieben sich. Weiter ist es typisch für unseren Bereich, dass wir viele Mandate gleichzeitig betreuen und dass die meisten der von uns betreuten Transaktionen grenzüberschreitend sind. Neben der Vertragsredaktion und -verhandlung gehört der Austausch mit verschiedenen, internationalen Klienten, Gegenparteien und Anwaltskanzleien zu unserer täglichen Arbeit. Diese Interaktionen mit diversen Personen in den verschiedensten Konstellationen und in immer neuen Situationen und das Lösen von Problemen macht die Arbeit spannend und abwechslungsreich. Ausserdem mag ich unsere Teamzusammenarbeit. Ich delegiere viel und verlasse mich schon sehr früh auf meine Teammitglieder.
Tino Haben auch Junior Associates und Trainees bereits direkten Kontakt mit der Gegenseite und deren Jurist:innen im In- und Ausland?
Lukas Ja, bereits als Trainee bin ich direkt involviert im Austausch mit den verschiedenen internationalen und nationalen Kanzleien und sonstigen involvierten Parteien. Anfangs war das etwas beängstigend – die Umstellung vom Studium direkt in die Mandatsarbeit und in die Verantwortung, die uns sogleich schrittweise zuteilwurde. Ich finde diesen Ansatz, die Trainees sogleich sowohl in der E-Mail-Kommunikation als auch in der Vertragsdokumentation einzusetzen, sehr spannend und vor allem sehr lehrreich.
Sven Es gibt tatsächlich nur ganz wenige Dokumente, an denen die Trainees nicht mitarbeiten. Wichtig dabei ist, dass sie neben der Verantwortung auch immer einen Backup haben – jemand, der noch einen Blick auf die bearbeiteten Dokumente und die entworfenen E-Mails wirft und, soweit notwendig, dem Endprodukt noch den Feinschliff verpasst. So lernen die Trainees schnell und effizient und sind sogleich voll im Team integriert – zumindest ist das mein Eindruck.
Lukas Das stimmt – als Trainee erhalte ich einen Einblick in die gesamte Materie und in eine Vielzahl an Vertragsdokumentationen. Meine Tätigkeit hierbei ist sehr vielfältig und umfasst unter anderem die Vorbereitung von gesellschaftsrechtlichen Beschlüssen, Legal Opinions, Kredit- und Sicherheitenverträgen bis hin zur Dokumentation bei Akquisitionsfinanzierungen – eine sehr grosse Bandbreite.
Tino Ist so viel Verantwortung gleich von Beginn weg nicht etwas beängstigend?
Sven Ja, anfangs erschrickt man natürlich, wenn dich als Trainee plötzlich ein Partner von Clifford Chance anruft (lacht)… aber solche Situationen gehören zum Lernprozess.
Lukas Und neben dem Lernen in der Praxis finden auch immer wieder interne Finance Schulungen statt, während denen wir mehr über die rechtlichen Hintergründe der einzelnen Dokumente erfahren. Das ist sehr hilfreich.
Tino Was waren denn eure grössten bisherigen Herausforderungen?
Lukas Herausfordernd aber auch immer sehr spannend ist, wenn ich an Transaktionen mitarbeiten kann, die ich so bisher noch nicht gemacht habe. Man erfährt mehr über die wirtschaftlichen Absichten hinter einer Transaktion und über die rechtliche Strukturierung.
Sven Unser Bereich erfordert eine grosse Präzision und Detailgenauigkeit in der Beratung. Bei den vielen Mandaten und dem Umfang der Dokumentation, ist es meines Erachtens wichtig, auch die juristischen Grundlagen nicht aus den Augen zu verlieren. Daneben ist es für unsere Klientschaft zentral, dass wir – egal wie umfangreich und technisch anspruchsvoll die Vertragsdokumentation ist – immer klar, prägnant und präzise kommunizieren. Das kann herausfordernd sein – ist aber gleichzeitig auch das Spannende an unserem Beruf.
Tino Marcel, was war für dich die grösste Herausforderung in deiner langen Karriere in diesem Bereich?
Marcel Schwierig zu sagen. Das könnte ich, glaube ich, gar nicht so sagen. Eine der Herausforderungen ist es, das richtige Gespür dafür zu finden, wie viel Verantwortung in den vielen parallellaufenden Mandaten abgegeben werden kann und wo und wie viel ich selber involviert sein sollte. Delegieren zu können und einen Schritt zurückzutreten muss auch gelernt sein. Ich habe aber das Glück, sehr eigenständige und äusserst talentierte Mitarbeitende im Team zu haben.
Tino Du hast in deinem Team schon viele Trainees und Junior Associates ausgebildet. Was sind deiner Meinung nach Fähigkeiten, die neue Mitarbeitende mit sich bringen müssen?
Marcel Es gibt keinen fixen Anforderungskatalog. Das bereits im Vorfeld vorhandene Knowhow der Trainees und Junior Associates in meinem Team ist immer sehr unterschiedlich. Schön ist es, zu beobachten, wie schnell Fähigkeiten in der Praxis entwickelt werden können. Allgemein ist es so, dass in unserem Bereich resp. im gesamten Transaktionsbereich das richtige “Mindset” wichtig ist. Dazu gehört es, zu erkennen, dass unsere Arbeit nicht nur aus juristischer Beratung besteht, sondern dass auch wirtschaftliches Interesse und Verständnis von grosser Wichtigkeit ist. Nur wenn wir wissen, was die wirtschaftlichen Ziele einer Transaktion sind, können wir gute juristische Beratung bieten. Ausserdem sollte einem bewusst sein, dass man sein ganzes berufliches Leben lang nie ausgelernt hat. Anfangs sind es natürlich in erster Linie juristische Dinge, die man lernt. Relativ schnell kommt dann aber auch Wissen zur Marktpraxis hinzu – ein sehr wichtiger Teil unserer Beratungstätigkeit. Die richtigen Lösungsansätze zu finden, ist ebenfalls ein grosser und wichtiger Teil des Lernprozesses – sehr oft müssen wir blockierte Situationen in einer für unsere Klientschaft vorteilhaften Art und Weise auflösen. Auch gibt es immer mal wieder Transaktionen, in denen sich die Sachlage ändert und man schnell seine Denkweise anpassen muss. Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass wir an neugierigen, intelligenten und flexiblen Persönlichkeiten interessiert sind, die sich gut und gerne in einem Team einbringen.
Tino Was war euer persönliches Highlight während eurer Tätigkeit in diesem Bereich?
Lukas Es ist immer schön, eine Transaktion erfolgreich abzuschliessen. Vor allem, wenn der Dokumentations- und Koordinationsaufwand sehr gross war. Ausserdem war eines meiner bisherigen Highlights die Mitwirkung bei einer grösseren Transaktion mit einem börsenkotierten Unternehmen. Leider kam die Transaktion nicht zu einem Abschluss – die Einblicke, die ich erhalten habe, waren aber dennoch super spannend und lehrreich.
Sven Ein Highlight sind sicher die “exotischeren” Transaktionen. Spontan in den Sinn kommt mir etwa die Transaktion für ein grosses US Private Equity Unternehmen. Dieses investierte in der Schweiz in ein Flusskreuzfahrtunternehmen und die aufgenommenen Kredite wurden durch Schiffsverschreibungen besichert. Nicht ganz alltäglich war auch eine jüngere Finanzierung im Real Estate Bereich, in der Sicherheiten über ein Unterbaurecht bestellt wurden. Ganz abgesehen davon, ist es für mich immer schön zu sehen, wenn wir mit unserer Erfahrung und unseren Marktkenntnissen auch bei kleineren Fragen dazu beitragen können, dass Dinge für unsere Klientschaft besser funktionieren.
Tino Marcel, was war dein Highlight?
Marcel Am Ende meiner Karriere wird wohl nicht ein konkretes Mandat als DAS Highlight in meinem Kopf bleiben, sondern die Mitwirkung, das “Dabeisein”, bei der Entwicklung meiner Mitarbeitenden. Mein Ziel ist es, bis spätestens zur Pensionierung überflüssig zu sein und das Wissen, die Kontakte, die Erfahrung und alles was sich sonst noch so ansammelt in einer Karriere weitergegeben zu haben. Daran arbeite ich und empfinde es als Privileg, die Karrieren meiner Mitarbeitenden mitzuverfolgen und sie dabei zu unterstützen. Bezüglich Mandaten bereitet es mir am meisten Freude, wenn wir in der Lage sind, einem Unternehmen in einer schwierigen Situation zu helfen und so in einzelnen Fällen das Überleben eines Unternehmens und damit auch Arbeitsplätze zu sichern. Als ein weiteres Highlight empfinde ich Mandate, die wir bereichsübergreifend mit anderen Teams betreuen.
Tino Wie empfindet ihr die Zusammenarbeit mit den anderen Teams unseres Büros?
Lukas Der Zusammenhalt unter uns Trainees ist sehr gross und bereichernd. Wir treffen uns täglich in der Cafeteria und besuchen uns gegenseitig in unseren Büros, um uns auszutauschen und auch konkrete fachliche Fragen zu besprechen. Der Austausch ist rege und sehr gut.
Sven Ich schätze es enorm, dass wir Associates in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts in unserer Kanzlei haben, mit denen wir uns jederzeit und völlig unkompliziert austauschen können. Dieser offene Austausch zeichnet uns aus.
Marcel Diesen Punkt möchte ich gerne unterstreichen. Es ist toll zu sehen, wie in unserer Kanzlei auch schon die ganz junge Generation bereichsübergreifend zusammenarbeitet und wie automatisch und natürlich das alles passiert.
Tino Was meinst du Lukas, liegt das vielleicht auch daran, dass ihr als Trainees bereits während eures Praktikums in zwei verschiedenen Teams arbeitet und so auch schon diverse Leute auf verschiedenen Stockwerken kennenlernt?
Lukas Ich glaube nicht, dass das primär der Grund ist. Natürlich ist es hilfreich, wenn man sich während des Praktikums mit verschiedenen Teams und Mitarbeitenden auseinandersetzt und sie bereits näher kennenlernt. So wird der spätere Austausch sicherlich einfacher und unkomplizierter. Nichtsdestotrotz denke ich, dass vor allem der starke Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden und insbesondere unter den Trainees ausschlaggebend ist. Wir haben eine Chat-Gruppe, können dort jederzeit Fragen stellen und uns austauschen und verabreden uns auch ausserhalb der Arbeit – der Austausch ist unkompliziert und sehr freundschaftlich. Als grössten Vorteil des Teamwechsels innerhalb unseres Praktikumsjahres empfinde ich aber, dass wir Einblicke in zwei verschiedene Bereiche und damit in zwei verschiedene Arbeitsweisen erhalten und später besser entscheiden können, was uns zusagt und was eher weniger.
Tino Wie geht ihr mit komplexen rechtlichen/regulatorischen Änderungen um?
Marcel Im Finanzierungsbereich verändert sich das Recht nicht stark. Dafür aber die Marktpraxis. Da ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir immer auf dem aktuellsten Stand sind, vor allem auch was die internationalen Entwicklungen anbelangt, und dass wir die Marktentwicklung aktiv mitprägen. Die rechtlichen und regulatorischen Veränderungen sind vor allem im Bereich der regulatorischen Mandate relevant. In den letzten rund 15 Jahren haben sich die entsprechenden Regularien derart verändert, dass man – will man erstklassige regulatorische Beratung anbieten –viel investieren muss, um immer an vorderster Front zu bleiben. Das ist eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen und die wir, so glaube ich, sehr gut meistern.
Tino Welche Tipps würdet ihr Studierenden und angehenden Associates geben, die im Bereich Banking and Finance arbeiten möchten?
Lukas Wie Marcel bereits erwähnt hatte, würde ich allen anraten, vielseitig interessiert und wissensdurstig zu sein. Auch wirtschaftliches Wissen ist in unserem Bereich zentral.
Sven Absolut – zentral sind auch die juristischen Grundlagen. Wir haben täglich mit ganz fundamentalen Fragen des Vertragsrechts, Sachenrechts und Gesellschaftsrechts zu tun. Es geht häufig um Pfandrechte, Darlehensverträge, Zessionen und Beschlüsse. Den Fokus auch auf die Grundlagen zu legen, macht also sicherlich Sinn.
Marcel Ich stimme Lukas und Sven zu. Was junge Menschen bei uns lernen, ist eigentlich das Handwerk, welches später auch in anderen Bereichen eingesetzt werden kann. Wir arbeiten intensiv und effizient mit verschiedensten Verträgen und lösen (fast ständig) Probleme, seien sie rechtlicher oder wirtschaftlicher Art und häufig müssen wir auch “Brücken bauen” um den involvierten Parteien einen Kompromiss zu ermöglichen. Das alles ist eine gute Basis für die weitere berufliche Betätigung, egal in welchem Rechtsgebiet.
Tino Wenn ich mit euch spreche, bekomme ich den Eindruck, dass ihr alles im Griff habt. Ist das so oder passieren auch mal Fehler?
Lukas Natürlich passieren auch mal Fehler. Unsere Prozesse sind aber so gut eingespielt, dass Fehler auf der einen oder anderen internen Stufe aufgedeckt werden. Mit der Zeit bekommt man als Trainee dann ein Gefühl dafür, welche Arbeiten wie priorisiert werden müssen und wer welches Arbeitsprodukt noch anschauen muss, bevor es extern verschickt wird.
Sven Marcel hat vorher etwas Gutes erwähnt. Wir erlernen hier ein Handwerk und wo gehobelt wird, fallen Späne. Wichtig ist es, mit Fehlern offen umzugehen und sofort zu kommunizieren. Fehler ist aber vielleicht auch der falsche Begriff – häufig sind es einfach Punkte, die man mit etwas mehr Erfahrung anders machen würde oder Aspekte, die nicht in das Dokument eingeflossen sind. Das ist aber auch Teil des eigenen Lernprozesses und wird durch die Zusammenarbeit im Team ja auch in den allermeisten Fällen schnell entdeckt. Fehler, die nicht mehr rückgängig gemacht oder zumindest ausgehobelt werden können, sind zum Glück sehr selten.
Tino Vielen Dank Marcel, Sven und Lukas, dass ihr euch Zeit genommen habt für dieses Gespräch. Ich entlasse euch jetzt in eure wohlverdiente Kaffeepause…
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