Meet the Team – Karriere-Talk
Publiziert: 14 Oktober 2021
Partner, Head of Corporate and M&A, Co-Head of Capital Markets
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Associate
Publiziert: 14 Oktober 2021 | |||||||||
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Ihr seid alle nach dem Studium als Substitut:in einer grossen Anwaltskanzlei gestartet. Wie haben sich eure Erwartungen an den Arbeitsalltag in einer Grosskanzlei von der Realität unterschieden?
Anja Ich kann mich an die Erwartungen, die ich damals hatte, gar nicht mehr richtig erinnern. Das “Aha”-Erlebnis hatte ich dann eher nach dem Start ins Arbeitsleben. Du warst dir von der Uni gewohnt, einen Sachverhalt vorgelegt zu erhalten, diesen zu bearbeiten und dann zusammen zu besprechen. In der Realität war die Fragestellung dann auf einmal eine ganz andere und es kamen Themen auf, die an der Uni überhaupt nicht relevant waren. Einen ersten Auftrag, den ich hier machen musste, war die Organisation einer Generalversammlung. Mir kam gleich eine GV in der Grössenordnung der UBS im Hallenstadion in den Sinn. In Wirklichkeit aber war es eine Ein-Aktionär GV, also eigentlich nur ein bis zwei Dokumente. Als Studentin hat man in diesen Dingen zum Teil eine völlig falsche Vorstellung.
Simone Meine erste Arbeitserfahrung war eine Abklärung, die ich für einen Partner machen musste. Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt gedacht, dieser Partner hätte mir die Abklärung nur zur Beschäftigung aufgetragen. Mir wurde erst später klar, dass die daraus gewonnenen Informationen tatsächlich hilfreich in einem Mandat waren und hier wirklich “on the job” und im Team gearbeitet wird. Das Beispiel zeigt auch, dass du von Anfang an einen Beitrag an die Beratung der Klientschaft leisten kannst.
Flavio Das war bei mir auch so und ich habe auch sehr schnell gemerkt, dass Fragen immer gestellt werden dürfen und der Austausch sogar aktiv gesucht wird. Von Kolleginnen und Kollegen an der Hand genommen zu werden, die schon jahrelange Erfahrungen haben, erleichtert den Einstieg enorm.
Wie haben sich eure privaten und beruflichen Ziele seit eurem Studium verändert?
Simone Am Anfang hatte ich weder konkrete berufliche noch private Ziele. Natürlich sind nicht alle gleich ehrgeizig und ich hatte mir nie zum Ziel gesetzt, Partnerin zu werden oder zu heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Ich habe beides zwar nicht ausgeschlossen aber auch nicht spezifisch daran gedacht. Für mich war allerdings immer klar, dass ich die Familienplanung nicht für eine Partnerschaft in der Kanzlei opfern würde.
Anja Ich denke, als Studentin hat man eher Etappenziele. In einem ersten Schritt möchte man das Substitutenjahr absolvieren, dann das Anwaltspatent machen und erst dann kommen die nächsten Schritte. Man hat immer irgendein Ziel. Nach einer gewissen Zeit ist man dann auf einer grünen Wiese und hat die früheren Etappenziele erreicht. Klar überlegst du dir dann, ob du eine Partnerschaft anstreben möchtest oder nicht und ob du dazu überhaupt bereit wärst, aber man ist nicht mehr an solche Einzelziele gebunden. Das fühlt sich befreiend an.
Simone Viel wichtiger als ein konkretes Ziel scheint mir, dass man die Arbeit gerne macht. Es nützt nichts, Partnerin in einem Bereich zu werden, der einen nicht interessiert und in dem man keinen Spass an der Materie hat.
Flavio Mein Ziel war und ist es, gefördert zu werden und gleichzeitig eine spannende Tätigkeit auszuüben. Ebenfalls wichtig erscheint mir der Punkt, den Anja bereits erwähnt hat: Sich Etappenziele zu setzen, die sich dann mit der Zeit und der eigenen Entwicklung ändern. Ich wollte beispielsweise im Ausland Arbeitserfahrung sammeln. Das war mein unmittelbares berufliches Ziel direkt nach dem Studium. Diese Erfahrung hat mich dann weitergebracht, und ich konnte mir neue Ziele setzen. Sowohl die beruflichen als auch die privaten Ziele verändern sich so ständig.
Was hat sich seit eurem Arbeitseinstieg in der Kanzlei verändert?
Simone Es ist ja nicht nur die Kanzlei, die sich verändert, du veränderst dich mit. Je länger du dabei bist, desto mehr identifizierst du dich mit der Kanzlei und den Leuten, die hier arbeiten. Es ist nicht mehr alles so fremd, wie es vielleicht am Anfang schien. Mit der Zeit wird die Kanzlei ein Teil von dir. Du schätzt das offene Arbeitsklima.
Anja Auch die Kanzlei hat sich über die Zeit verändert: Modernere Webauftritte, neue Büroräumlichkeiten, gelockerte Kleiderordnung, neue Mitarbeiterverpflegungsoptionen…
Flavio In Bezug auf Veränderungen, welche von der Pandemiesituation bestimmt wurden, wie vermehrte Meetings per Videotelefonie oder das Einführen von Homeoffice, bin ich mir gar nicht sicher, ob sie nur positiv sind. Vor allem als Substitut oder in den ersten Jahren als Anwalt ist der tägliche persönliche Austausch mit anderen Mitarbeitenden meines Erachtens zentral und generelles Homeoffice wäre deshalb für mich klar kein gangbares Modell.
Wie würdet ihr die Kultur bei Lenz & Staehelin beschreiben?
Flavio Sicherlich traditionell. Das ist nicht negativ gemeint, wir bleiben uns treu. Unser System hat sich bewährt, ganz im Sinne von “never change a winning team”.
Anja Und wir haben ein sehr hohes Qualitätsbewusstsein.
Simone Ja, das stimmt. Es kann stressige Situationen geben, in denen man sich vielleicht nicht genügend Zeit für jeden einzelnen Mitarbeiter oder jede einzelne Mitarbeiterin nehmen kann. Das ist uns aber allen bewusst: Die Klientschaft steht immer im Zentrum. Der Umgang bei Lenz & Staehelin ist aber dennoch stets sehr kollegial und kameradschaftlich.
Flavio Was mir an der Kultur bei uns gefällt, ist, dass keiner seinen “eigenen Garten” hat. Du hast zwar dein Spezialgebiet aber der Austausch zwischen den verschiedenen Fachgruppen wird gelebt. An einem Fall arbeiten Anwältinnen und Anwälte aus verschiedenen Fachbereichen Hand in Hand. Das gemeinsame Ziel aller Beteiligten ist es, das bestmögliche Resultat zu erreichen. Es herrscht über alle Stufen eine “open door policy”.
Anja Mir gefällt, dass du eigentlich immer gehört wirst oder dir zumindest in allen Bereichen Gehör verschaffen kannst.
Wieso ist das Arbeiten in einer Grosskanzlei heute trotz der hohen Anforderungen immer noch attraktiv?
Simone Wegen der Verantwortung, die du schon sehr früh übernehmen kannst. Ausserdem hast du sonst kaum die Gelegenheit, mit so vielen guten Anwältinnen und Anwälten aus verschiedenen Fachbereichen zusammenzuarbeiten und von ihnen zu lernen.
Flavio Stimmt. Wo sonst kannst du auf diesem Niveau so zahlreiche internationale und spannende Fälle bearbeiten. Natürlich musst du ein Flair für diese Sachen haben. Ist dieses Flair aber vorhanden, ist das hier ein Traumjob. Dazu kommen die strategischen Gedanken, die du dir machen musst und über die du dich mit den anderen austauschen und Taktiken ausarbeiten kannst. Der vielfältige Klientenkontakt mit spannenden Persönlichkeiten trägt ebenfalls dazu bei.
Anja und Simone: Inwiefern unterscheiden sich eurer Meinung nach die Karrieren von Männern und Frauen in eurem Berufsfeld?
Simone Der für mich persönlich einzige merkliche Unterschied ist der Mutterschaftsurlaub. Ansonsten verläuft meine Karriere so wie die eines Mannes. Du wirst hier als Frau nicht anders behandelt, und ich als Frau schätze das.
Anja Ich stimme Simone voll zu. Man sollte als Frau keine andere Behandlung befürchten, aber auch nicht erwarten. Ich bin überzeugt, dass sich Frauen in unserem Berufsfeld denselben Herausforderungen stellen wie die Männer. Wir haben alle Kinder und möchten sie alle aufwachsen sehen und stellen uns in dieser Thematik den gleichen Anforderungen.
Was denkt ihr, welches sind aktuell die grössten Herausforderungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer Kanzlei?
Simone Ich glaube, dass der Druck auf die Kanzleien zugenommen hat und dass diese aufpassen müssen, die Mitarbeitenden nicht zu überladen. Die Anforderungen der Klienten sind gestiegen, die Arbeit muss immer zeitnaher erledigt werden. Die Aufgabe des Arbeitgebers ist es, zu merken, wann die Mitarbeitenden entlastet werden müssen.
Flavio Diversität ist bestimmt ein weiterer wichtiger Punkt. Wir müssen diese nicht forcieren oder künstlich herbeiführen, sondern einfach offen sein. Geschlecht, Religion oder Herkunft spielen keine Rolle.
Hast du das Gefühl, dass diese Hintergründe bei uns eine Rolle spielen?
Anja und Flavio Nein, überhaupt nicht.
Flavio Das ist für mich auch einer der wichtigsten Punkte, weshalb ich Lenz & Staehelin so schätze. Du wirst an der Qualität deiner Arbeit gemessen und nicht an zufälligen Attributen. Wenn dies nicht so wäre, wäre ich nicht hier.
Wie schafft ihr den Ausgleich zum zuweilen stressigen Arbeitsalltag?
Anja Das klappt nicht immer. Meistens aber schalte ich einfach um, sobald ich zuhause angekommen bin. Die Familie ist klar mein Ausgleich. Ausserdem koche ich gerne, lese oder entspanne einfach.
Flavio Wenn man die Prioritäten richtig setzt, klappt der Ausgleich auch. Ein gesundes privates Umfeld hilft.
Simone …und auch das Mobiltelefon einfach mal zur Seite legen.
Anja Was ich auch sehr schätze, ist Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Gerne auch in der Mittagspause und vielleicht mit einer Person, die mit dem Büro nichts zu tun hat.
Wie sieht es aus mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Simone In unserer Gesellschaft ist es immer noch zementiert, dass der Mann Vollzeit arbeitet und die Frau nicht. Die Fälle, die wir hier aber betreuen, können nicht nur Teilzeit betreut werden. Das hat nichts mit der Kanzlei zu tun. Die Frage stellt sich, ob man eigene Fälle bearbeiten und dafür die Verantwortung übernehmen möchte. Ist das der Fall, musst du für die Klientschaft erreichbar bleiben. Das geht schlecht nur an zwei oder drei Tagen die Woche. Viel wichtiger als die Teilzeitfrage scheint mir, dass die Partnerschaft flexibel bleibt und Verständnis aufbringt. Muss mein Kind früher abgeholt werden, ist es krank oder braucht es meine Betreuung aus einem anderen Grund, muss ich jederzeit nach Hause gehen können. Das klappt zum Glück immer.
Anja Natürlich muss man in punkto Freizeit Abstriche machen, und sich in der Zeit, die einem zur Verfügung steht, voll auf die Familie fokussieren. Dies hat zur Folge, dass die persönlichen Bedürfnisse teilweise zurückgesteckt werden.
Flavio Wenn ich aber im Grossen und Ganzen beruflich und privat das machen kann, was ich gerne mache, bin ich happy. Das ist der absolut entscheidende Punkt, dass du wirklich beides vereinbaren kannst und zwar so, dass du weder beim einen noch beim anderen Abstriche machen musst. Natürlich bedeutet das nicht, dass ich immer nur das tue, was mir Spass macht, aber dass ich in einem vernünftigen Mass alle Bedürfnisse, die mir wichtig sind, befriedigen kann.
Vielen Dank Anja, Simone und Flavio für eure offenen und ehrlichen Antworten.
Anja Affolter Marino ist verheiratet, Mutter zweier Kinder und arbeitet seit 2014 als Associate bei Lenz & Staehelin.
Flavio Delli Colli ist verheiratet und Vater eines Kindes. Er ist seit 2016 als Associate bei Lenz & Staehelin und arbeitete 2017/18 für ein Jahr bei der Kanzlei Quinn Emanuel in New York.
Simone Ehrsam ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie arbeitet seit 2012 als Associate bei Lenz & Staehelin und hat 2014/15 ein Jahr in der Kanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz in New York verbracht. Ab 2022 ist sie Partnerin bei Lenz & Staehelin.
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