Meet the Team – Unsere Partner hautnah
Publiziert: 24 Juni 2022
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Partner, Head of Litigation and Arbitration
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Publiziert: 24 Juni 2022 | |||||||
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Neben den fachlichen Kenntnissen, welche Eigenschaften braucht es, um Partner bei Lenz & Staehelin zu werden?
Harold Neugierde, Durchhaltevermögen und Teamgeist
Astrid Ehrgeiz
Fabiano Freude an der Arbeit
Was hat euch motiviert, das Ziel “Partnerschaft” zu verfolgen? Hattet ihr zuvor auch andere Berufswünsche?
Harold Zu Beginn meines Studiums hatte ich keine klare Vorstellung vom Anwaltsberuf, aber auch keine anderen konkreten Berufswünsche. Als Substitut begann mich die Anwaltstätigkeit rasch zu interessieren. Mit der Gewissheit, das richtige Berufsfeld gefunden zu haben, setzten schliesslich Begeisterung und Ehrgeiz ein. Der Rest ergab sich mit der Zeit.
Astrid Es war anfangs nicht mein primäres Ziel, Partner zu werden. Ich fand es einfach toll, an den unterschiedlichsten Fällen in meinen Fachbereichen zu arbeiten und mit meiner Arbeit etwas zu bewirken. Wenn ich ein Ziel hatte, dann war es, zu den Topleuten in meinem Fachgebiet zu gehören, Verantwortung zu übernehmen und die Klientschaft optimal zu betreuen.
Hattet ihr einen Mentor / eine Mentorin oder Vorbilder? Fabiano – du als jüngster Partner – hattest du als Associate zu deinem Partner im Team hochgeschaut?
Fabiano Ich schaue immer noch zu ihm hoch (lacht). Natürlich wurde ich bezüglich Arbeitsweise vor allem vom eigenen Team enorm geprägt. Während der Karriere arbeitet man aber auch immer wieder mit anderen interessanten Personen mit unterschiedlichen Arbeitsansätzen und Vorgehensweisen zusammen – das finde ich sehr spannend.
Astrid Für mich waren meine Studienkolleginnen aus den nordischen Ländern stets ein Vorbild. Sowohl während meinem Austauschjahr in Irland als auch während meinem LLM am College of Europe in Bruges habe ich spannende Frauen kennengelernt, für die es auch schon dazumal völlig normal war, als Frau mit Familie Karriere zu machen. Dieses Selbstverständnis beeindruckte und inspirierte mich.
Harold Drei Figuren haben mich besonders geprägt und nachhaltig beeindruckt. Allen voran ist das Peter Hafter (Anm.: früherer Partner bei Lenz & Staehelin Zürich). Er lehrte mich das Grundhandwerkzeug und beeindruckte mich als Anwalt aber auch als Persönlichkeit. Neben vielen anderen Fähigkeiten hatte er ein aussergewöhnlich gutes Urteilsvermögen und viel Rückgrat. Ich arbeite heute noch auf einem Fall mit ihm; mit über 90 Jahren besitzt er nach wie vor Sportgeist und Urteilsvermögen. Eine weitere Figur ist Michele Patocchi (Anm.: früherer Partner bei Lenz & Staehelin Genf) – ein ganz anderer Typ – ebenfalls ein hervorragender Jurist und für mich einer der besten Schiedsrichter. Michele spricht gefühlt zehn Fremdsprachen und hat ein ausgeprägtes kulturelles Verständnis. Last but not least ist da noch Gary Born (Anm.: Partner bei WilmerHale, London, Vorsitzender der internationalen Schiedsgerichts- und internationalen Prozesspraxis), für mich einer der besten Prozessanwälte. Für ihn durfte ich in den Jahren 2005/06 in London arbeiten. Von jedem dieser Drei habe ich Unterschiedliches gelernt und hoffentlich etwas davon mitgenommen.
Wie seid ihr in euren jeweiligen Fachbereichen angelangt? Hattet ihr schon immer ein Flair dafür oder hat sich das erst später ergeben?
Astrid Kartellrecht als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Recht hat mich von Anfang an fasziniert. Ich kam während meines Nachdiplomstudiums im Ausland zum ersten Mal mit Kartellrecht in Kontakt und konnte dann im Anwaltspraktikum erste praktische Erfahrungen sammeln. Später habe ich meine Dissertation zu diesem Thema verfasst und obwohl ich auch noch Erfahrungen in anderen Fachbereichen machte, blieb mein Fokus im Kartellrecht.
Harold Bei mir war möglicherweise wiederum Michele Patocchi ausschlaggebend. Nach der Anwaltsprüfung durfte ich für eine Zeit mit ihm an einem Schiedsgerichtsverfahren arbeiten. In unserem Zürcher Büro hatten wir zu diesem Zeitpunkt einzelne Partner, die als Schiedsrichter tätig waren, eine eigene Fachgruppe aber gab es nicht. Nach meiner Rückkehr nach Zürich begann ich damit, diesen Bereich aufzubauen. Anzahl und Grösse der Fälle haben zugenommen und weitere “Prozessrechtler” sind dazu gestossen. Die Arbeit im Team hat uns begeistert und inspiriert und die Praxis hat sich über die Jahre stets weiterentwickelt. Das Beispiel zeigt, dass sich auch in einer etablierten Kanzlei Möglichkeiten bieten, (neue) Bereiche zu entwickeln.
Fabiano Der Real Estate Bereich hat mir schon während des Studiums zugesagt; damals konnte ich mir aber noch nicht vorstellen, wie dieses Beratungsfeld in der Praxis aussehen würde. Ich bin dann in meiner Zeit als Substitut und junger Anwalt immer mehr in den Fachbereich hineingewachsen und habe gemerkt, wie interessant er ist. Die Immobilienbrache ist in einem grossen Wandel und muss auch in Sachen Klimawandel sehr dynamisch sein und Lösungen entwickeln. Als Berater an solchen Entwicklungen beteiligt sein, ist sehr spannend.
Würdet ihr bezüglich eurer Karrieren heute etwas anders machen oder gab es konkrete Momente, in denen ihr an der Wahl eures Berufes gezweifelt habt?
Fabiano Falls sich die Frage auf das hier und jetzt bezieht: Heute wäre es auch schön gewesen, anstatt zu arbeiten am See zu liegen (lacht). Nein, das ist eine gute Frage aber für mich noch ein bisschen früh zurückzublicken.
Harold Unser Beruf ist zum Glück sehr abwechslungsreich und breit gefächert. Und wir entwickeln auch immer wieder neue Geschäftsfelder für die Kanzlei.
Ihr habt alle ein Nachdiplomstudium im Ausland absolviert und später auch im Ausland gearbeitet. Sind solche Erfahrungen eine Voraussetzung für die Aufnahme in die Partnerschaft?
Astrid Eine Voraussetzung ist das auf keinen Fall. Ich finde es aber wichtig, Auslanderfahrung zu sammeln. Ein solcher Aufenthalt bringt dich nicht nur sprachlich weiter, vielmehr lernst du auch andere Rechtssysteme kennen, knüpfst internationale Kontakte und verstehst ganz allgemein die Welt vielleicht ein bisschen besser.
Harold Ein LL.M. ist meines Erachtens keine zwingende berufliche Voraussetzung. Für mich war es vor allem persönlich eine Bereicherung in (Brooklyn) New York zu leben. Das gefiel mir so gut, dass ich den Aufenthalt für die Zeit der New Yorker Anwaltsprüfung verlängerte. Für meine Karriere wertvoller empfand ich meine Zeit als “Foreign Associate” in London. Das Verständnis für angelsächsische Rechtskonzepte, die ich durch die Arbeit in einer internationalen Kanzlei vertiefen konnte, und die Erfahrung mit US-Anwälten kamen mir in meiner späteren Tätigkeit immer wieder zugute.
Fabiano Das war bei mir auch so. Das Secondment bei Cravath in London hat mich immens weitergebracht. Ich konnte sehen, wie eine Top US Kanzlei funktioniert und wie der “Pace” in einer solchen Firma ist. Man hat den direkten Vergleich und ich bin mit ganz vielen Ideen zurückgekehrt. Das Nachdiplomstudium hingegen ist sicherlich kein “must have”, trotzdem würde ich es jederzeit wieder machen. Ich war in Los Angeles, fand das Jahr dort sehr spannend und konnte auch auf persönlicher Ebene sehr viele schöne Erfahrungen machen.
Harold Nun weiss ich, was ich heute anders machen würde: Ein LL.M. in Kalifornien – die Wellen sind dort sicherlich besser als in New York (lacht).
Astrid Dafür würde ich noch nach New York gehen. Ein Jahr da zu leben – das habe ich bis jetzt leider nicht geschafft.
Wie ist eure Meinung zum Thema Dissertation? Würdet ihr jungen Jurist:innen eine solche empfehlen?
Astrid Um eine Diss zu schreiben, musst du in erster Linie “Lust darauf” haben. Ich hatte wirklich Lust, nach meinem Anwaltspatent noch etwas Anderes zu machen. Ein eigenes Projekt zu einem für mich faszinierenden Thema zu haben, war eine tolle Erfahrung. Wichtig ist, dass du dir einen engen Zeitraum steckst und die Dissertation auch innerhalb dieser Zeit abschliesst.
Harry und Fabiano: Ihr habt keine Diss geschrieben, wieso nicht?
Harold Wie Astrid bereits erwähnt hat, setzt das zunächst ein Interesse für ein bestimmtes Thema voraus. Idealerweise ergibt sich das aus der praktischen Tätigkeit während der Arbeit. Nur wegen des Titels zu dissertieren, wäre der falsche Ansatz. In den USA hält man den Doktor ohnehin für einen Arzt (lacht). Persönlich hatte ich für die Vorbereitung der New Yorker Anwaltsprüfung genug Zeit in Bibliotheken verbracht. Es fehlte mir danach schlicht die “Lust”, mich wissenschaftlich mit einem Thema auseinanderzusetzen.
Fabiano Ich wollte zuerst Arbeitserfahrung sammeln, bevor ich Abhandlungen zu Themen schreibe, mit denen ich in der Praxis noch gar keine oder nur wenig Berührungspunkte hatte. Eine Dissertation sollte aus praktischer Sicht einen Mehrwert bringen. Mittlerweile hätte ich wohl diesbezüglich Ideen – die Frage stellt sich aber für mich nicht mehr.
Kommen wir zu einem anderen Thema: Momentan hört man immer wieder von Nachwuchsproblemen und “War for Talents”. Ist das ein Thema, was auch ihr zu spüren bekommt?
Harold Ich muss sagen, dass ich in meinem Bereich bislang keine Probleme hatte, talentierte Mitarbeiter zu finden. Wir haben es als Kanzlei (und jeder von uns als Partner) in der Hand, bereits bei den Kurzpraktikant:innen und Substitut:innen die Begeisterung für unseren Beruf zu wecken, ihnen möglichst viel mitzugeben und ihnen Wertschätzung zu zeigen. So kommen auch viele von ihnen wieder zu uns zurück.
Denkt ihr nicht, dass in den vergangenen Jahren ein Umdenken stattgefunden hat und viele Studierende gar nicht mehr in Grosskanzleien arbeiten möchten (Thema “Work-Life Balance”)?
Fabiano Wie Harry bereits gesagt hat, solange wir einen guten Job machen und unseren Praktikant:innen zeigen können, wie spannend unsere Arbeit ist, sollten wir keine Nachwuchsprobleme haben. Nichtsdestotrotz müssen wir möglicherweise daran arbeiten, mit diesem Mythos der unpersönlichen “Grosskanzlei” aufzuräumen und an den Universitäten noch stärker die Botschaft verbreiten, dass hier coole und smarte Leute arbeiten, die sich unterstützen und im Team super funktionieren. Ich persönlich habe den Austausch untereinander bereits während meiner Substitutenzeit extrem geschätzt und den “Vibe”, den wir auch unter den Jungen hatten, äusserst positiv empfunden.
Glaubt ihr, dass künftig vermehrt auch flexible Arbeitsmodelle wie Teilzeit, Job Sharing etc. zum Zug kommen werden oder kommen müssen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben?
Astrid Bei uns arbeiten viele Teilzeitmitarbeitende.
Fabiano Nichtsdestotrotz müssen wir uns bewusst sein, dass unsere Klientschaft bezüglich Arbeitszeit den Takt vorgibt. Dass man in unserem Job flexibler sein und vielleicht auch einmal ausserhalb der Büroöffnungszeiten arbeiten muss, ist kein Partnerbeschluss, sondern beruht auf der Erwartungshaltung und dem Qualitätsanspruch unserer Klienten. Natürlich kommt es auch auf das gewählte Fachgebiet an, in einigen Bereichen sind Teilzeitjobs und Job Sharing eher möglich als in anderen.
Harold Ich sehe das genauso. Wir stellen fest, dass die Flexibilität, die sich während der Pandemie auch in Bezug auf Home-Office gezwungenermassen ergeben hat, geschätzt wird. Diese Flexibilität haben wir beibehalten. Entgegen früherer Vorurteile, dass die Leistungsbereitschaft abnimmt, glaube ich, dass gewisse Freiheiten die Mitarbeitenden effizienter, verantwortungsvoller und zufriedener machen.
Hattet ihr bereits Lebenspartner resp. Kinder, als ihr in die Partnerschaft eingetreten seid, und inwiefern hat sich dieser berufliche Wechsel auf euer Familienleben ausgewirkt?
Astrid Meine Familie war bereits komplett, als ich in die Partnerschaft eintrat. Ich denke, dass es wohl keinen “idealen” Zeitpunkt gibt, um Kinder zu bekommen. Es muss für jeden individuell stimmen. Bezüglich der Organisation hat sich mit dem Eintritt in die Partnerschaft nicht viel verändert, da ich bereits als Senior Associate stark involviert war. Wichtig ist, sich privat sehr gut zu organisieren, damit die zusätzlichen Funktionen keine Belastung darstellen und alles gut funktioniert. So kann man sich einerseits auf die Arbeit fokussieren und andererseits die Zeit mit der Familie geniessen. Das gibt einen wunderbaren Ausgleich. Ich möchte weder das eine noch das andere missen.
Fabiano Die Organisation bezüglich Kinderbetreuung ist bei arbeitenden Eltern immer eine gewisse Herausforderung. Bezüglich Stabilität hat sich die Planung bei mir persönlich aber eher positiv verändert. Als Partner habe ich viele fixe und dadurch gut planbare Termine.
Harold Bei mir war die Familienplanung noch nicht abgeschlossen, als ich in die Partnerschaft eingetreten bin. Mittlerweile haben meine Frau und ich drei Kinder. Wir arbeiten beide Vollzeit. Die Familie gibt uns grossen Rückhalt und die Arbeit immense Befriedigung. Hier besteht eine Wechselwirkung: beides wäre schwieriger zu bewerkstelligen (und weniger erfüllend), gäbe es das andere nicht.
Wir sind 28 bzw. 24 Jahre alt. Was würdet ihr eurem 25-jährigen “Ich” als Ratschlag mit auf den Weg geben?
Fabiano Nimm es locker, alles kommt gut (lacht).
Harold Richtig. Und es braucht am Start auch keinen Masterplan. Eine Karriere ist lang. Man sollte sie mit Offenheit und Begeisterung angehen und sehen, ob einem die Arbeit Spass bereitet. Gerade in der heutigen Zeit ist es doch auch einfacher, während der Berufslaufbahn die Richtung zu ändern. Also wie schon Fabiano gesagt hat: Nehmt es locker und habt Spass an eurem Beruf. Der Rest ergibt sich von selbst.
Astrid Ich habe mir mit 25 diesbezüglich noch gar keine Gedanken gemacht. Ich habe immer nur das gemacht, worauf ich Lust hatte, und dies bis heute nicht bereut.
Vielen Dank Astrid, Harry und Fabiano für das offene Gespräch.
Stefanie Ramsperger hat an den Universitäten St. Gallen und Zürich sowie an der Università Bocconi in Milano studiert und war im Jahr 2019 bereits als Sommerpraktikantin bei L&S tätig. Sie verbringt ihr Praktikumsjahr als Substitutin in den Bereichen IP sowie Corporate and M&A.
Philippe Lutz hat an der Universität Zürich und der Université de Strasbourg studiert und verbringt sein Substitutenjahr in den Bereichen Restructuring & Insolvency sowie Corporate.
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